Im Lichte des Beobachtens

Mir wird immer klarer, wie wenig ich zu tun habe, um den Kurses umzusetzen.
Vielmehr ist es ein Nicht-Tun, denn die Praxis ist Beobachten.
Beobachten ist kein Tun, es ist eine Haltung.
Dabei halte ich nichts fest, denn dann mache ich mich davon abhängig.
Ich lehne nichts ab, denn dann bin ich im Widerstand.
Es ist ein stilles Präsent-Sein, ganz wach, ganz da.

Es ist Bewusstheit über das, was gerade geschieht.
Es ist ein Zuschauen ohne Investition.
Es ist ein Sein ohne Urteil.

Ich spüre, dass ich mich verletzt fühle, weil ich einem Wert anhänge.
Ohne dass ich daran hänge bleibe.
Und wenn doch, dann spüre ich mein Hängenbleiben, obwohl es mich verletzt,
und spüre meine Angst, dennoch nicht ohne diesen Wert sein zu wollen.

Ich fühle Bedrohung, weil ich einen Angriff auf mich höre.
Ohne mich angegriffen zu fühlen.
Und wenn doch, dann fühle ich meine Gegenwehr und wie auch ich angreifen will.

Ich sehe, dass ich mich ärgere, weil ich urteile.
Und urteile darüber nicht.
Und wenn doch, dann sehe ich, dass ich über mein Urteilen urteile.

Ich erkenne die Störung meines Friedens
und lasse mich davon nicht stören.
Die innere Haltung des Beobachtens bringt den Geistes-Frieden ins Bewusstsein,
der alles umhüllt und trägt, ohne davon gestört zu werden.

Alles ist da, wie es gerade ist.
Alles geht wieder ohne mein Zutun.
Das Beobachten ist kein Tun,
es ist das Licht,
das unberührt die Dunkelheit ausleuchtet
– und somit ist sie fort.

6 Gedanken zu „Im Lichte des Beobachtens

  1. Liebe Katja, das ist wunderbar zusammengefasst, was Beobachten bedeutet. Diese Geisteshaltung hat für mich auch viel mit der “kleinen Bereitwilligkeit” zu tun, bei der wir auch nicht viel und angestrengt tun, aber eben bereit sind, die Dinge anders zu sehen, eben nur zu beobachten.

    1. Lieber Tom, ja, da stimme ich dir zu. Die kleine Bereitwilligkeit ist die selbe Haltung der Öffnung. Vielen Dank dir für diesen Gedanken.

  2. Liebe Katja,

    wir haben ja schon festgestellt, dass wir mit dem Kurs ähnlich erleben und auch diesmal kann ich dich nur voll und ganz bestätigen.

    Auch für mich ist die Phase meines derzeitigen Weges von der Aufgabe geprägt, meinen Widerstand gegen das aufzugeben, was mir im Traum des Lebens begegnet. So klar ist mir das geworden, dass alle Verwirrung, aller Unfrieden nur daher kommt, dass wir etwas anderes wollen als das, was da ist.

    Ein Zuschauen ohne Investition, genau das ist es.

    Und ich komme auch zu dem Ergebnis, dass der Kurs einfach ist. Doch wenn man nie erfährt, dass die Glauberei und die Urteilerei – dies muss so sein und das anders – die Ursache für einen rastlosen Geist sind, wird man es nicht glauben. Tatsächlich muss man einfach jemanden vertrauen, der es weiß und seinem Rat folgen – entgegen aller eigenen Überzeugung, dass man ja gar nicht anders kann, als sich ständig verwickeln zu lassen. Doch, man kann.

    1. Lieber Thomas, ja, das Prinzip und die eigentliche Aussage des Kurses ist einfach. Doch unser Widerstand und unsere tiefe Verstrickung ins Ego-Denken machen es uns lange Zeit schwer verständlich und schwer umsetzbar. Das gehört zum Trick des Egos dazu. Doch je öfter wir die lichten Momente erleben und schauen, wann und wie sie geschehen, wird es immer einfacher, wenn sich das Ego ins uns auch dann noch ordentlich aufbäumt. Es will uns vom rechten Weg abbringen. Also dranbleiben, bzw. drinbleiben in der Haltung des Beobachtens und Durchschauens des Egos.
      Wunderbar deine Aussage, “dass wir etwas anderes wollen, als da ist.” Das stimmt in zweifacher Hinsicht. Zum einen wollen wir das Ego nicht, wie es ist, wir wollen es ständig ändern oder mildern, damit es uns besser geht, wodurch es jedoch nur bestärkt und am Leben gehalten wird. Und zum anderen wollen wir dabei eben auch gerade nicht das, was eigentlich immer da ist: den Geistesfrieden, Gott, die Einheit.
      Liebe Grüße an dich

  3. Liebe Katja, vielleicht dazu passend: Ich setzte mich kürzlich noch mal intensiv mit dem Gedanken auseinander „Mein Groll verbirgt das Licht der Welt vor mir“. Und mir wurde deutlich, dass das auch für ALLES gilt, wozu ich nicht Ja sage. Ich übte dann ein Weilchen, ganz bewusst zu allem Ja zu sagen, also auch zu Dingen, die mich sonst schnell stören oder nerven. Das Resultat: Frieden und Liebe. Ich schaffte es dann leider (noch) nicht, auch dazu Ja zu sagen, dass ich wieder mal auf das Ego reinfiel. Der Gedanke, dass wir eben auch noch nicht beständig zur Liebe und zum Geistesfrieden Ja sagen wollen, ist eine wunderbare Erweiterung, danke dafür.
    Ganz herzliche Grüße!

    1. Liebe Karin,
      vielen Dank für deinen Einblick in dein Üben und Erfahren. Du beschreibst unseren Prozess sehr gut. Wir bleiben immer bei dem, wie es eben gerade ist. Du nennst es Ja-dazu-sagen. So kann man es auch ausdrücken, im Sinne von da sein lassen, nicht dagegen wehren. Dabei ist für mich in diesem Ja keine Einladung, kein Willkommen, keine Zuwendung, keine Bestärkung enthalten, sondern es ist sehr sehr nüchtern und neutral ein Registrieren ohne emotionale Reaktion oder eben ein nüchternes und neutrales Registrieren einer emotionalen Reaktion auf das Beobachtete. Sei es etwas sich nur vage oder deutlich schlecht anfühlendes, sei es etwas vage oder deutlich sich schön anfühlendes, was uns an die Welt anhaften lässt.

      Ja, wir sagen zwar, wir wollen den Frieden und die Liebe, doch wie es so schön in der Lektion 185 im Kurs heißt, es zu sagen ist das eine, es wirklich zu meinen ist etwas anderes. Bei letzterem muss es uns ganz und gar durchdringen und alle Schuld und Angst und Identifikation mit dem Menschsein, mit einer Individualität und Welt aufgehoben sein. Und das ist eine Nummer, der wir uns nur Schritt um Schritt um Schritt nähren können, ohne Angst zu bekommen. Auch das beobachten wir nur, es ist keine Eile nötig, es gibt nichts zu verlieren und nirgendwohin zu gelangen, denn die Lösung liegt immer im Jetzt, wenn wir jetzt wieder die Beobachter-Haltung einnehmen.

      Ein wichtiger Punkt für mich ist auch, dass wir uns klar machen müssen, dass wir nie ohne Ego sein werden, solange wir diese Welt wahrnehmen, denn sie wird nur mit dem Ego aufrechterhalten. Und so wird es immer, immer in unserem Geist plappern, solange wir in der Welt zu wandeln scheinen. Es geht nicht darum, hier ohne das Ego zu sein – das ist wie gesagt unmöglich – , sondern darum, uns nicht mehr schuldig für das Ego zu fühlen, uns nicht mehr selbst dafür zu verurteilen, es also nicht mehr ernst zu nehmen und es lächelnd in Aktion zu beobachten. Wunderbar stellt dies Kenneth Wapnick zum Beispiel in seinem Praxisbuch “Güte – die Vergebung unserer Begrenzungen” dar.
      Ich ärgere mich auch noch immer mal wieder darüber, dass ich im Ego stecke, das ist ganz normal und gehört zum Prozess dazu, doch jedes Mal, wenn ich es nur still registrierend da sein lassen kann, ist seine emotionale Wirkung auf mich aufgehoben. Auch das hast du schön beschrieben.
      Sei lieb gegrüßt, Katja

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