Geheilter Geist = Gesunder Körper?

Ein großes JA dazu, dass ein geheilter Geist sich in einen gesunden Körper abbildet. (Ü-I.135.7-10 und 136.17-18)
Doch zu dieser Aussage gehören im Sinne von Ein Kurs in Wundern noch ein paar große und entscheidende UNDs. Diese empfinden wir aus dem Ego heraus als absolutes Paradox – wie so manches im Kurs, zum Beispiel wenn es heißt, es sei etwas geschehen, was eigentlich nie geschehen ist oder es ist etwas zu tun und eigentlich ist nichts zu tun. Hier also die UNDs.

UND: Wir erreichen diesen gesunden Körper nicht mit dem Ziel, einen gesunden Körper haben zu wollen. Das ist das „Verrückte“ und unglaublich Herausfordernde. Denn wir stecken im Ego, wenn wir am Körper und in der Welt etwas verändern wollen und meinen, davon abhängig zu sein. (Ü-I.72.7:4-5 / T-8.IX.1:5-7 / Ü-1.135.7-10) Wir sind in Sorge und Angst, wenn wir uns körperliche Gesundheit wünschen und wir sind nicht in Frieden und im geheilten Geist.
Das erste und einzige Ziel ist also der innere, von allem unabhängige Frieden und somit die Heilung unseres Geistes, der Wechsel vom Ego zum Heiligen Geist. (T-14.XI.5:1-2 / Ü-II.359) Dann ist der gesunde Körper sozusagen ein Nebenprodukt, eine zwangsläufige Folge, aber nicht das Ziel.

UND: Der gesunde Körper ist nicht das Ziel, weil auch ein gesunder Körper eine Illusion ist und aufgehoben werden muss. Ein geheilter Geist macht um einen gesunden Körper ebenso wenig ein Aufheben wie um einen kranken Körper. (H-12.6:6-11) Er ist nicht mit dem Körper identifiziert. Es geht ihm und im Kurs nicht um den Körper. Der Körper ist eine Ego-Projektion und bedeutet Trennung und Illusion.
Doch in der Trennung ist der Körper neutral, weil er hier weiterhin mit dem Ego die Präsenz von Angst ausdrücken kann oder mit dem Heiligen Geist die Präsenz von Frieden. Dafür nutzen wir ihn, solange wir noch im Traum hängen. Doch schließlich ist es gar so: Wenn der Geist vollkommen geheilt und wieder ganz in Gott erwacht, ist KEIN Körper mehr – der eigentlich ja eh nie real war – und das sogar ziemlich schnell! (H-26.3:1-8 / T-17.II.4:4-5 / Ü-I.198:11:4-5 und 12:6)
Demnach: GEHEILTER GEIST = KEIN KÖRPER!

UND: Auch in einem kranken Körper kann sich der Heilige Geist durch die Präsenz des inneren Friedens zeigen. So beginnt der Weg. Weil wir so stark im Ego verfangen sind, ist der Weg, dass wir uns stets wachsam und ehrlich beobachten.
Dabei ist es kein Widerspruch, unserer Angst und unserem Ego-Glauben gemäß entsprechend Maßnahmen für unseren Körper zu ergreifen und parallel dazu uns immer wieder mit dem Heiligen Geist für den wahren Frieden und die wahre Heilung des Geistes zu verbinden. So gehen wir schrittweise vor und entdecken Egokisten, von denen wir noch gar nichts ahnten – und die müssen ja gerade ans Licht.
Es ist meist ein ständiges Schwanken, weil unsere Angst wirklich immens ist und sich hinter unzähligen scheinbar unterschiedlichen Ausformungen verbirgt, die wir in aller Regel nach und nach aufdecken. Doch es ist möglich und unglaublich befreiend, in einem kranken Körper völlig in Frieden zu ruhen. Wie schnell sich dann Gesundheit zeigt, hängt davon ab, ob zum Beispiel eine Spontanheilung doch wieder Angst in uns hervorrufen würde (T-9.II.2-3 / H-6.2:1-2) und was in dem Prozess der Krankheit noch in anderen Bereichen egotechnisch aufzudecken ist.
Stecken wir beispielsweise in Urteilen und Ängsten in Bezug auf bestimmte weltliche Methoden? Erwarten wir körperliche Heilung, weil wir doch jetzt in Frieden sind? (H-7.4)
Erst, wenn uns körperliche Heilung wirklich wirklich zutiefst nicht mehr wichtig ist, sondern ausschließlich Gottes Frieden, geschieht sie, weil dann kein Ego, also keine Identifikation mit dem Körper und tatsächlich keine Angst mehr tonangebend sind.

Wenn Symptome auf andere Weise verschwinden, sind es Heilungen mit dem Ego-Geist, bei denen ich in meine Ego-Glaubenssätze zutiefst verändert habe. Die Welt ist vom Ego mit all ihren Gesetzen erdacht. Nehme ich innerhalb dieses Systems zutiefst einen andere Überzeugung an, zum Beispiel dass ich einen Parkplatz dort finde, wo ich ihn haben will oder ich durch einen Ping-Pong-Ball in meiner Hosentasche körperlich gesund werde, wird es geschehen. (H-5.II.2) Nur körperliche Unsterblichkeit kann ich mit dem Ego nicht erreichen, weil dies des Ego Grenze ist. Sein System würde kollabieren. Und für den Heiligen Geist ist sie eh nicht interessant.
An Ego-Geist-Heilung, die der Kurs Magie nennt (alles Vorgehen und Denken, das in der Welt das Problem sieht und in ihr etwas ändern will) ist jedoch nichts Verwerfliches, nichts Schlimmes. Ich kann es tun und sollte es gar tun, wenn es meine Angst lindert. Dafür ist es gut, aber ich bleibe weiter auf die Welt bezogen und im Ego und Schein-Frieden stecken, der von den Ergebnissen abhängig und vorübergehend ist. Nutze ich genau das, um es mir bewusst zu machen, kann ich mich parallel um meinen grundsätzlichen Geisteswandel vom Ego zum Heiligen Geist kümmern. (T-2.IV.4-5)
Dabei ist zu beachten, dass es nicht darum geht, den Körper und seine Zustände zu verleugnen, solange wir sie noch wahrnehmen. Dies wäre “eine besonders unwürdige Form der Verleugnung” (T-2.IV.3:11), weil ich meine, die Ausformungen des Ego seien tatsächlich bedrohlich für mich und müssten verleugnet werden. Ich bleibe damit also im Ego stecken. Was aber mit dem Geisteswandel vom Ego zum Heiligen Geist verleugnet wird ist, dass diese Ego-Bilder weiterhin meinen Geistesfrieden stören. Es geht also darum, zunächst angesichts aller Ego-Traum-Bilder in Frieden zu bleiben. Auf diese Weise lösen sie sich schließlich mit dem Erwachen aus dem Traum gänzlich auf.

UND: Noch ein paar Gedanken, die ich sehr entspannend finde. Meines Wissens nach gibt es in unserer Welt keine eindeutige Definition für Krankheit und Gesundheit. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) spricht bei Gesundheit von einem „Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlbefindens und nicht nur der Abwesenheit von Krankheit und Gebrechen.“
Wow – wer kann das von sich sagen und das auch noch beständig?
Das dürfte wohl erst am Ende unseres Weges mit der Erleuchtung der Fall sein, oder?
Von daher gemach und kein Versagensgefühl wegen welcher Krankheit auch immer und dass wir doch immer wieder krank werden. Wir sind einfach auf dem Weg und nutzen alles in der Welt für diesen Weg.

Auch die Medizin konnte bisher keine eindeutig abgrenzende Definition für körperliche Krankheit finden. Vielmehr wird gesagt, es gäbe einen fließenden Übergang zwischen Krankheit und Gesundheit. Ab wann jemand als krank gilt oder sich selbst als krank bezeichnet, sei zudem sehr subjektiv gefärbt. Dabei ist nicht festgelegt, was genau nun Gesundheit ist.
Selbst wenn wir uns körperlich wohlfühlen, wächst vielleicht irgendwo ein Pickel und er kann gar der Beginn für eine Blutvergiftung und dem körperlichem Tod sein. Ein Blutwert ist vielleicht nicht perfekt, macht aber noch keine Beschwerden, spricht aber für etwas Krankhaftes. Oder es wächst ein Nagelpilz, der mich nicht groß beeinträchtigt. Hin und wieder schmerzt mal der Rücken, die Bandscheiben sind halt abgenutzt. Von irgendetwas weiß jeder zu berichten. Wir nennen es nur (meistens) noch nicht krank, aber es ist auch nicht wirklich gesund.
Aus Kurs-Sicht wundert mich das nicht, denn der Körper ist vom Ego, dem kranken Geist projiziert und kann daher nur krank sein. Ständig laufen in ihm krankhafte Prozesse ab, auch wenn wir uns wohl fühlen. Und der Körper ist in einem ständigen Alterungs- und Versagensprozess, der definitiv auf den körperlichen Tod zuläuft. Es muss sogar mit dem Ego so sein, weil das Ego das Gegenteil von Gott machte, um sich abzugrenzen.
Das Ego macht zudem wie immer Unterschiede, um uns in Atem und seinem Kreislauf zu halten. Mit manchen körperlichen Symptomen hält es uns stärker in der Angst fest, weil sie uns mehr an unsere körperliche Sterblichkeit erinnern und mit der Suche nach körperlicher Gesundheit weiter auf den Körper und die Welt fixiert halten.
Wir stecken nach meinem Empfinden mit diesen auf den Körper bezogenen Begrifflichkeiten im Egosystem fest. So finde ich, wir brauchen eigentlich in unserer Kurs-Arbeit keinen Unterschied zwischen kranken und gesunden Körpern zu machen. Denn zum einen sind wir irgendwie alle körperlich krank, solange uns auch das Ego immer noch heimsucht. Auch müssen wir uns so von niemanden abgrenzen, auch nicht über vom Ego definierte Schweregrad einer Krankheit. Und es geht eh „nur“ um die Aufhebung des Egos in unserem Geist, ob wir uns körperlich nun gerade für gesund oder krank halten. Denn auch in einem von mir als gesund definierten Körper kann ich ordentlich dem Ego hingegeben sein. Ob ich die Schuld gerade auf meinen Körper verschiebe oder einem anderen Menschen zuweise, macht mich nicht mehr oder weniger fortgeschritten und spielt nicht wirklich eine Rolle, sondern dass ich die Schuld grundsätzlich und in Bezug auf alles aufhebe.
Es geht sozusagen um ein geistiges Wohlbefinden, womit wir der Definition der WHO wieder nahe kommen. Allerdings um ein geistiges Wohlbefinden unabhängig von allen körperlichen und weltlichen Zuständen. Erst dann ist die Bedingung erfüllt, in Gott wieder zu erwachen, weil auch er beständiger Frieden ist und ich nun auf nichts mehr im Traum mit Unfrieden reagiere.

UND: Der Kurs ist aus meiner Sicht rein geistig, weil auch ein Traum und eine Illusion von einer Welt und von Körpern ein geistiges Bild ist. Der Kurs ist eine reine Geistesschulung (T-1.VII.4:1), weil es nur um die richtige Wahl im Geist geht.
Somit finden wir auch in der Festlegung
Krankheit = sämtliches Egodenken/Angst
und
Gesundheit/Heilung = Heiliger Geist/Frieden
(T-5.V.3:8 / T T-8.VIII.9:10 / T-8.IX.5:1-2 und 8:4-7)
absolut klare und abgrenzbaren Definitionen
und wissen genau, was zu tun ist und worum es wirklich geht.

„Krankheit ist eine Form der äußeren Suche. Gesundheit ist innerer Frieden.“
(T-2.I.5:10-11)

UND: Der Kurs spricht aus meiner Sicht lediglich von gesunden und kranken Körpern, weil er uns in unserer Sprache, unserem Denken und unseren Ängsten abholt. Wir würden ihm sonst gar nicht folgen oder folgen können. Doch sein Ziel ist, uns über all dies hinaus zu führen.
So füllen sich die gleichen Begrifflichkeiten mit unserem Fortschreiten, dem allmählichen Abbau der Angst und der Erfahrung, dass dem Heiligen Geist tatsächlich vertraut werden kann, mit anderen oder weiterführenden Inhalten. Ein dem Ego völlig entgegengesetztes Ziel und Denken entsteht.
Oder es scheint Textstellen zu geben, die einander widersprechen. Auch liest sich ein und dieselbe Textstelle zu verschiedenen Zeiten erstaunlicher Weise ganz anders. Aussagen werden plötzlich nicht mehr wortwörtlich, sondern in einem übertragenden Sinne verstanden und führen so allmählich vom scheinbar Konkreten zum Abstrakten. Ich finde das ausordentlich spannend. Manchmal frage ich mich grinsend, ob dieses oder jenes tatsächlich schon immer so im Kurs gestanden hat.
Hat es – nur mein Horizont konnte es noch nicht erfassen. So ist auch all mein Schreiben hier nur mein derzeitiger Stand. Den Kurs wirklich vollends verstanden und umgesetzt habe ich erst, wenn ich in beständigem Frieden ruhe. Bis dahin wird dieser befreiende Frieden einfach immer öfter erfahrbar, ganz gleich, in welchem körperlichen Zustand. So möchte ich weiter mit jedem Menschen und jeder Situation lernen.

4 Gedanken zu „Geheilter Geist = Gesunder Körper?

  1. Hallo liebe Katja,
    wow Hut ab, was für eine großartige Schau und Kurserforschung auf dieses so oft schwierige Thema “Krankheit”! Und genau: nur von der Erlösung kann man sagen, dass sie heilt. Weil sie die komplette Erlösung unseres Geistes von allem, was wir machten (EGO) darstellt. Wenn nur Wahrheit in unserem Geist ist, löst unser Sein jede Form von Illusion auf. Danke für den Kurs und danke für dich.
    Manuela

    1. Danke, liebe Manuela, und du sagst es, es war tatsächlich eine jahrelange theoretische und praktische Kurs-Erforschung, bei der mir mein Ego immer wieder Streiche spielte, bis ich es wie im Text dargestellt erfassen und leben konnte.
      Ich empfinde es auch so, dass das Thema “körperliche Krankheit und Tod” am Schwierigsten zu knacken ist, weil wir dabei so massiv an unsere Existenzangst aus der Identifikation mit dem Menschsein kommen.
      “Nur” das Aufgeben der Individualität dürfte noch gewaltiger sein, aber das schaffen wir auch noch :-), denn wir bauen unsere Angst ja allmählich ab und immer mehr Vertrauen auf. Dann ist es irgendwann einfach nur noch ein großes “Ja” zur Einheit.
      Und letztlich gibt es keine Rangordnung der Schwierigkeiten, wie wir vom Kurs wissen, es sieht nur von der Ego-Seite her so aus. Zu tun ist stets das Gleiche – immer und immer wieder: das Ego-Wirken in mir erkennen, ihm keinen Widerstand leisten, sondern in Frieden mit dem Heilige Geist darauf schauen. Dabei unterstützen wir uns gegenseitig und der Kurs, das ist so wunderbar, ganz herzlich, Katja

  2. Super! Dankeschön dafür…
    Wie ist denn der effektivste Gedankengang? Ich vergebe meinem heiligen Geist oder ich vergebe mir im heiligen Geist? Oder gänzlich anders?
    Herzlichst Sonja

    1. Liebe Sonja, danke für deine Fragen. Es gibt keinen effektivsten Gedankengang. Jedes Lesen im Kurs kann mir dabei helfen, jeder zu übende Leitgedanken der 365 Übungen, eigene oder von anderen formulierte Gedanken, die mich ausrichten auf den Geistes-Wandel in mir. Es geht nicht um den Gedanken an sich, denn es ist eine innere Haltung, die wir einnehmen, mit Hilfe von Worten, Gedanken, inneren Bildern oder durch Stille. Alles, was uns dabei gerade unterstützt, ist gut, und dies wechselt auch. Denn es geht eben nicht um die Form, sondern um den Inhalt, auf den es ankommt. Der Inhalt ist, dass mit Vergebung (wie auch mit Wunder und Sühne) im Kurs der Wechsel vom Ego-Trennungs-Denken hin zum Denken mit dem Heiligen Geist (der verbliebenen Verbundenheit mit Gott und der Einheit) gemeint ist. Dieser Wechsel im Geist ergibt sich aus einem inneres Zurücktreten und neutrales Schauen auf alles, was an Gefühlen, Gedanken und weltlichen Abläufen da ist und was diese mit mir machen. Ich lade damit eine andere Haltung und Sichtweise ein, durch die innerer Frieden eintreten kann.
      Aber um dir dennoch ein konkretes Beispiel zu nennen: Mir hilft unter vielem anderen oft folgende Formulierung, durch die ich in diese Haltung des Wechsels komme. “Ich will in Frieden darauf schauen, dass ich Angst habe.” (und dann setze ich fortführend statt Angst alles weitere ein, was mir nach und nach hochkommt, z.B. Schuld, Neid, Hass, abhängige Liebe, diese Krankheit…)
      Ist es dir durch meine Erläuterung deutlicher geworden, worum es bei der Umsetzung geht?
      Liebe Grüße, Katja

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