Bin mit dem Ego auf eine Bemerkung eines anderen angesprungen,
dass er nicht wie von mir vorgeschlagen und gewünscht
über unsere Beziehung reden möchte.
Er empfindet Zwang dabei.
Bin deshalb seit vier Tagen dumpf im Ego.
Fühle mich zurückgewiesen, hilflos, ausgeliefert, frustriert
und nun selbst gezwungen, nicht reden zu dürfen, wie ich es möchte und bräuchte.
Komme nicht aus der Beurteilung und Auflehnung,
obwohl ich weiß, dass es Ego ist.
Will es nach meines Ego-Willen.
Weiß, dass mein Ego-Wille in nur weiteren Schmerz führt,
selbst wenn er zunächst erfüllt würde.
Weiß, ich werde wieder eine andere Wahl treffen,
doch gerade gelingt es mir nicht.
Warte ab, schaue mir an, was in mir alles hochkommt.
Sehe, wie ich es verändern, festhalten oder nicht haben will.
Weiß mich in meinem Gefühls- und Gedankensumpf
dem anderen gegenüber nicht zu verhalten.
Bin stiller und zurückgezogen.
Weiß nur, ich möchte mein Ego nicht an ihm auslassen.
es würde alles nur noch verschlimmern.
Ich will die Umkehr in meinem Geist,
aber zu sehr will ich auch noch die Umkehr im Außen.
Schach matt.
Ihn in dieser Stimmung auf das Thema anzusprechen
würde nur zu verbalen Angriffen und Verletzungen führen.
Das will ich nicht, denn es ist keine Lösung.
Er spürt aber an meinem Rückzug, dass was mit mir ist.
So ein Mist und zugleich auch rächende Befriedigung.
Soll er ruhig auch leiden.
Er ist liebevoll und vielleicht auch verunsichert um Kontakt bemüht.
Das tut mir gut und macht mich zugleich noch starrer.
Weiß, es wird in ihm auch in Rückzug und Schwere kippen, wenn ich noch lange festhänge.
Kann aber nicht schneller. Muss da bleiben wo ich bin und schauen. Ruhig schauen.
Dann gehe ich theoretisch heran und denke darüber nach,
dass unsere Situation mir laut Ein Kurs in Wundern nur spiegelt,
dass ich mich von Gott zurückgewiesen fühle und ich kontrollieren will,
wie ich doch noch nach meinen Bedingungen Liebe und Sicherheit erhaschen könnte.
Welch riesige Angst und welch falsche Grundannahme!
Ein “Aha” durchrieselt die Dumpfheit,
macht sie minimal heller und leichter,
löst sie aber noch nicht auf.
Abwarten – nichts erwarten – ruhig weiter nach innen schauen.
Gott liebt mich, Gott ist nur Liebe und ich bin nur Liebe und der andere auch.
Trennung existiert nicht, auch wenn es hier so aussieht. Es ist nur ein Bluff.
Ein Schleier vor der Wahrheit, den ich gerade betrachte und nicht lüften will.
Genau in dieser Situation beobachte ich mich selbst.
Plötzlich ein ganz liebevoller Impuls,
dem anderen eine liebevolle körperliche Geste zukommen zu lassen.
Ohne Worte geschieht sie und wird ohne Worte angenommen.
Bin auf einem Mal tief berührt von unser beider menschlichen Verletzlichkeit
und der gleichen Suche nach Liebe.
Berührt in der Dumpfheit, die wieder etwas lichter geworden ist,
warte ich weiter ruhig ab, während ich mein berufliches Pensum erfülle.
Stunden später, mitten in beruflichen Prozessen verwickelt,
bemerke ich plötzlich Momente, in denen ich absichtlos liebevoll
meine Gegenüber dort betrachte
und dann erfasst mich kurz darauf eine Welle grundlosen Glücks.
Dumpfheit ade! Wieder angekommen.
Dem anderen, mit dem alles begann,
sage ich schlicht:
“Ich war in mein Ego verwickelt, jetzt ist es vorbei,
es hat mir geholfen, dass du so liebevoll geblieben bist. Tausend Dank.”
Hallo liebe Katja,
bin seit einer Woche in gleichem Spiel gefangen und leide sehr. Tauche jetzt jedoch öfter auf aus dieser von dir sogenannten “Egodumpfheit”, in der ich unüberlegt handelte. Es gelingt, für kurze Zeiträume in inneren Frieden zu kommen und die Schuldlosigkeit von mir UND meinem Bruder, mit dem ich im Konflikt bin, zu sehen. Zuvor sah ich immer nur meine Schuld ODER die meines Bruders. Starke Schuldgefühle überfluten mich jedoch immer noch schubweise. Bin hin und her gerissen zwischen dem starken Wunsch nach Aussöhnung und dem ebenso starken Wunsch nach Wahrung von Distanz und/oder Ablösung in Frieden, da wir immer wieder in solch heftige Konfliktsituationen kommen, die mir radikal an die Substanz gehen. Kann aber auch nicht handeln, da alles falsch sein könnte. Ich muss auch abwarten! Ich wünsche mir stark, das Finsternis und dunkle Gedanken keine Macht mehr über mich haben und überlasse mich immer wieder bewußt der Führung des HEILIGEN GEISTES und habe das Gefühl, so Stückchen für Stückchen loslassen zu können.
Durch einen solchen Bruderkonflikt wurde ich 2009 zum KURS geführt und auch jetzt wieder kann ich, leider durch schmerzhafte Kontrasterfahrungen, die Gelegenheit ergreifen, und meine erforderlichen Lektionen lernen. Schön, dass es deinen Blog gibt!
Herzliche Grüße
Petra
Liebe Petra,
ich finde es sehr schön, dass du hier mit uns deine Erfahrungen teilst. Das bereichert uns alle. Ich kann deine innere Situation so gut nachvollziehen und freue mich, dass du dir auch bereits schon Friedens-Lichtblicke schenken konntest. Stimmt, durch den Kontrast zwischen den Ego-Erfahrungen und den Erfahrungen des Heiligen Geistes lernen wir, was wir wirklich wollen.
Solange wir diesen Widerstreit in uns erleben, habe ich erfahren, dass es gut ist, sich im Abwarten und weiterer Innenschau zu üben. Es ist schon ein Wahnsinn, wie sehr wir doch immer wieder dem Ego glauben, da staune ich immer wieder.
Ich finde es toll, wie du die verschiedensten Egofacetten und Schuldzuweisungen aufdeckst. Das Ego hat natürlich tausende Handlungsvorschläge. Es gibt sogar mitten im Konflikt den Tipp, sich in Frieden trennen zu wollen. Darüber muss ich bei mir auch oft schmunzeln. Das ist nichts, was ich mir aus dem Heiligen Geist vornehmen würde, sondern im Frieden des Heiligen Geist entscheidet es sich automatisch, ob über die geistige Verbundenheit hinaus die andere Person auch räumlich und physisch in meinem Leben bleibt.
Schuld ist wirklich ein Strudel, der uns immer tiefer ins Ego zieht. Sie ist wie ein Bumerang: Die Selbstbeschuldigung ist so schmerzhaft und vernichtend, dass ich sie schnell von mir auf andere werfe und dann kehrt sie früher oder später wieder zu mir zurück. Mir wird jetzt durch meine Reflektion mit dir erst so richtig bewusst, dass ich mich diesmal kaum der weiteren Selbst- oder Fremdbeschuldigung hingab, sondern mehr der inneren Ruhe und dem schon so oft erfahrenen Wissen, ich werde wieder auftauchen. Daaaankeee! Und liebe Grüße und viel Kraft für das Abwarten und immer wieder die richtige Ausrichtung, herzlich, Katja