Von der Verzweiflung zur Güte

Es lässt uns manchmal echt verzweifeln und wir verurteilen uns dafür, dass unser Ego-Denken immer wieder Lücken und Phasen, Themen und Probleme findet, mit denen es uns doch wieder sehr packt.
Doch wunderbar, dass wir durch unsere Kurs-Praxis auch schon so viele schöne, vom Egodenken losgelöst Erfahrungen des inneren Friedens gemacht haben. Diese stärken uns und zeigen uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Sie werden mehr und länger anhaltend, bis sie ein durchgehendes Band bilden – den einen vollkommenen heiligen Augenblick. Das ist gewiss.

Es ist normal, dass bis dahin immer wieder scheinbar andere oder auch immer wieder dieselben Ego-Facetten und Welten-Themen auftauchen, die uns erneut fordern. Wir dringen auf diese Weise immer tiefer und auch immer mehr in der Breite in das Egodenken ein – nichts wird mehr ausgelassen, alles wird ins Licht gehoben. Das Ego wird immer umfassender, allgemeingültiger, konsequenter und radikaler in Frage gestellt.
Der Weg geht also mitten durch das Ego zur Liebe. Denn nur das Ego ist im Weg. Zugleich wird der Kontrast zu den guten Erfahrungen noch viel deutlicher und der Weg nochmals klarer und bestärkt. Und wir lernen, wirklich jede Ego-Facette, jedes Thema, jedes Problem immer auf ganz die selbe Weise zu beantworten: mit der Wahl des heilen Geistes. Es geht nie um etwas anderes im Innern. Ist die Wahl vollzogen, ergibt sich daraus automatisch ein liebevolles Handeln in der Welt.

Da das Ego durch die Selbstverurteilung für die angebliche Trennung aufrechterhalten wird, ist der beste und einzige Ansatz, um die Urwurzel des Egos zu entwurzeln, uns selbst gegenüber auf unserem Rückweg vergebend, nachsichtig, geduldig und liebevoll zu sein. So wird Verurteilung durch Liebe ersetzt. Möge also jede Verzweiflung über erneute Egoattacken uns gütig uns selbst gegenüber stimmen. Das ist der Aus-Weg.

2 Gedanken zu „Von der Verzweiflung zur Güte

  1. Liebe Katja,
    ich hatte schon das ein oder andere Mal meinen “Zwist” mit den Ausführungen des Kurses an dieser Stelle.
    Dieser Text allerdings- für den Kurs IW- möglicherweise richtig, ABER er sieht das EGO als Widersacher, als etwas, was in Frage gestellt werden muss, durch das man hindurch muss und das entwurzelt werden muss, wie einen Übeltäter. Steht das wirklich so im Kurs?
    Kann es nicht sein, dass:
    1. Die Eintrittskarte für diese Welt der Illusion ein EGO (Spielfigur) beinhaltet?
    2. Das EGO mein Freund ist, denn es zeigt mir SEINEN Weg (der Illusion)
    3. Ich es solange ich “hier” bin nicht leugnen kann
    4. ABER ICH ihm nicht MEIN Leben, Vision, Erfahrung als Führung überlassen darf?
    Das wäre, wie wenn ich einem Kind anbieten würde, MEIN Chauffeur zu sein, oder der Putzfrau die Leitung meines Unternehmens.
    Ich konnte aus dem Kurs bisher keinen übergeordneten Sinn entnehmen, also, z. B. WESHALB das ganze….
    Ich hätte aber einen. Vielleicht kannst du mir einen Rat geben.
    Alles Liebe für dich 🙂

    1. Lieber Ulrich, vielen Dank für deine tiefen Fragen und Überlegungen.
      Ja, ganz klar: Die Welt ist vom Ego erträumt. Ohne Ego auch keine Welt. Das Ego ist also die Eintrittskarte in die Welt.
      Das Ego ist im Kurs ein falsches Denken, ein falscher Glaube über mich selbst: Ich glaube, ein individuelles und körperliches Wesen zu sein, getrennt von Gott und in einer Welt. Doch der Kurs formuliert es glasklar: Es gibt keine Welt. (T-12.III.6 / S. 221; Lektion 132, Abschnitt 5, 6 und 13/ S. 242f) Und somit auch keine individuellen Wesen und auch kein Ego.
      Insofern ist das Ego nicht unser Freund, den es hält uns von der Wahrheit ab und uns im Leid gefangen. Es ist in diesem Sinne auch ein Widersacher, allerdings nicht eigenständig, sondern durch unsere Wahl.
      Für mich steht es eindeutig und immer wieder im Kurs, dass wir wählen müssen und sollen zwischen dem Ego und dem Heiligen Geist, zwischen Angst und wahrer Liebe und dass wir nicht zwei Herren dienen können. Entweder – oder. Das ist der Kern und Schwerpunkt der Kurspraxis. (z. B. T-1.V.5, S. 13)

      Ganz klar ist der Kurs aber auch darin, dass wir unser Egodenken und scheinbares Körpersein nicht verleugnen sollen. Solange sie da sind, sollen wir sie dafür verwenden, um zum Denken mit dem Heiligen Geist (unserem heilen Geist) zurückzukehren, der sich und uns an unsere Wahrheit erinnert. (z. B. Begriffsbestimmungen, 4. Wahre Wahrnehmung – Erkenntnis, S. 82-83)

      Ich beobachte also mein Egodenken und meine Körperidentifikation und wähle damit und dabei den heilen Geist, der mich zu meinem wahren Sein zurückführt. Auf diesem Rückweg leide ich dadurch innerlich immer weniger, obwohl die Welt des Ego noch besteht, bis ich ganz aus ihr erwache.
      So erfahren wir, dass das Ego eigentlich nichts ist, keine Macht hat, wir keine Angst vor ihm haben und wir uns nicht selbst verurteilen müssen für unseren Glauben an das Ego. Das Ego und seine Welt ist nie wirklich geschehen. Ein Traum ist niemals Wirklichkeit, es scheint im Schlaf nur so.

      Wenn du nach dem WESHALB des Ganzen fragst, meinst du damit, warum es überhaupt eine scheinbare Trennung durch das Ego gibt? Der Kurs antwortet uns darauf sehr weise, wie ich finde (T-4.II.1:1-3; S. 56; B-2.1-2 und 3-5; S. 78; T-27.IV.5:1-5; S. 577; B-Einl.4; S. 75): Diese Frage kann ich nur aus dem Egodenken heraus stellen, das sich damit selbst bestätigen will. Denn es stellt damit eigentlich fest, dass die Trennung real ist und jetzt fragt es, wie es dazu kam. Es ist also eine Fangfrage. Wenn wir mit der Wahrheit verbunden sind, stellst sich diese Frage nicht, denn in der Einheit gibt es keine Trennung und kann es keine geben. Dahin kehren wir zurück, indem wir das Egodenken loslassen. Nicht, indem wir es verteufeln, sondern indem wir schlicht und neutral erkennen, dass es nur Leid bringt, aber eigentlich nichts Schlimmes ist, sondern nur ein falscher Glaube ist. Es verliert so jegliche Bedeutung.

      Was denkst du zu meinen Ausführungen, lieber Ulrich?
      Herzliche Grüße, Katja

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