Komm mit leeren Händen

“Tu einfach dies: Sei still, und lege alle Gedanken darüber, was du bist und was GOTT ist, weg, alle Konzepte über die Welt, die du gelernt hast, alle Bilder, die du von dir selber hast. Mach deinen Geist von allem leer, was er für wahr oder falsch, gut oder schlecht hält, von jedem Gedanken, den er als würdig beurteilt, und allen Vorstellungen, deren er sich schämt. Halte an nichts fest. Bringe nicht einen Gedanken mit, den die Vergangenheit gelehrt hat, noch eine Überzeugung, die du jemals gelernt hast von irgendetwas. Vergiss diese Welt, vergiss diesen Kurs, und komm mit völlig leeren Händen zu deinem GOTT.”
(Ü-I.189.7 / S. 360)

Dieses Kurszitat berührt Unaussprechliches in mir und dennoch bewegt es mich zu Worten.

Ich muss irgendwann über alle Stützen und Hilfen der Welt hinausgehen,
denn in der Welt liegt nicht die Wahrheit.
Andere Menschen, ein Jesus, ein Kursbuch können nur Hinweise sein,
doch nicht die Wahrheit selbst.
Sie sind nur Abbilder der Wahrheit in und aus meinem Träumer-Geist.
Sie sind nur eine Illusion der Form und nicht die Wahrheit der Formlosigkeit.
Sie sind ein Umweg über die Welt, der zunächst nötig ist,
weil ich noch so sehr an die Welt glaube
und durch sie lerne, dass ich wählen kann, wie ich im Geist reagiere.
Doch um die Rückkehr wirklich abzuschließen,
sind auch alle Stützen und Hilfen der Welt aufzugeben,
weil sie Traumbilder sind wie alles andere auch.
Daher muss ich mich letztlich auch von ihnen abwenden,
sie gehen lassen, ihnen keinerlei Bedeutung mehr geben
– um direkt und ohne Umweg zur wirklichen Wahrheit zu erwachen.

Es sind Umwege, die in die richtige Richtung deuten können, wenn ich sie richtig deute.
Doch wenn ich die Richtung gefunden habe,
geht es um die unmittelbare Hinwendung zu Gott
– ohne Zwischenstationen oder Mittler in der Welt und in meinem Geist.

Es ist bildlich gesprochen wie ein Umdrehen:
Zunächst schaue ich auch als Kursschüler immerzu noch in die Welt,
auch wenn ich es nun tue, um aus ihr zu erwachen.
Dennoch können in ihr nur Widerspiegelungen sein
und demnach zeigt der Spiegel zurück zu mir.
In meinen Geist.
Hier in meinem Geist ist der Ausgangspunkt der Projektion der scheinbaren Trennung
und aller mich beschäftigenden Weltenformen.
Und alles ist unwahr, denn es ist mein Fehlglaube.
Nur ihn muss ich jetzt aufgeben.
Und damit erkennen, dass nie etwas wie ein Weltentraum geschehen konnte.
Daher braucht es keinen Umweg über die Welt,
keine Ablenkung von der Wahrheit,
kein Verdecken der Wahrheit,
keine Widerpiegelung der Wahrheit mehr.

In mir ist die Wahrheit.

In mir ist Gott. Ich bin in Gott.

“Der HIMMEL selbst wird mit leeren Händen und einem offenen Geist erreicht,
der mit nichts kommt,
um alles zu finden und es als sein Eigen in Anspruch zu nehmen.” (Ü-I.133.13:1 / S. 247)

Nur Gott ist

6 Gedanken zu „Komm mit leeren Händen

  1. Liebe Katja, das ist eine unglaublich radikale, aber wunderbare Zusammenfassung und Erklärung dieser Kursstelle. Überhaupt des ganzen Kurses! Zugleich ist es so einfach, dass der mit dem Ego verbundene Verstand sich weigert, diese Einfachheit und Offensichtlichkeit anzuerkennen. Er möchte sich doch so gerne an etwas abarbeiten, jahrelang und mühevoll praktizieren. Er möchte vorgeben, doch auch die Erlösung für uns zu wollen, führt uns dabei aber weiter auf weltliche Abwege, um alles zu tun, bloß ja nicht die Welt (sprich Wahrnehmung) loszulassen.

    1. Lieber Tom, vielen Dank für deine weitere Ausführung, der ich voll zustimme. Wenn wir wirklich wahrhaftig zum Urgrund, zum Ausgangspunkt des Egos vordringen können, ist der ganze Weltenzauber in nicht einmal einer Sekunde vorbei. Bis dahin lernen wir, unsere Angst vor diesem Moment abzulegen.

  2. O wow, liebe Katja, bei diesem Blogbeitrag von Dir verschlägt es mir die Sprache. Die zitierte Kursstelle war für mich schon immer eine der eindrucksvollsten und (gefühlt) wichtigsten. Sie ist so klar und radikal einfach in ihrer Aussage, dass ich innerlich – erst mal – nur niederknien kann und Ja sagen. Aber ganz schnell bekomme ich dann eine Ahnung davon, was das bedeutet. Ich soll ALLES loslassen?? Auch das, was ich mir so hart erarbeitet habe? Worauf ich so stolz und worüber ich so glücklich war und bin? Was für mich gefühlte Offenbarungen waren, so wichtig wie nie irgendetwas vorher in meinem Leben? Auch den Kurs? Auch Jesus??
    Ich kann mir noch nicht vorstellen, wie ich das „schaffen“ kann ohne die Vorstellung, dass Jesus bzw. der Heilige Geist mir helfen – also ein richtiges Paradoxon.
    Liebe Grüße
    Karin

    1. Liebe Karin, vielen Dank für den tiefen und ehrlichen Einblick in dein Erleben.
      Ich habe das sichere Gefühl, wenn wir an der Radikalität des Kursweges in unserem ganz eigenen Tempo dranbleiben, dass uns gerade das, was uns wichtig ist und weiterbrachte, uns schließlich über alles hinausführen wird. Denn gerade das ließ uns ja auf unserem Heilweg wachsen.
      Wenn wir zurückdenken, bemerken wir, wie uns schon immer Herausforderungen sowie neugewonnene Erfahrungen und Erkenntnisse ermöglicht haben, einst uns wichtige Dinge und Überzeugungen loszulassen, wodurch unser Leiden daran beendet wurde.
      Und so spüren wir zum Beispiel jetzt unser klares Ja zum Inhalt dieses Kurszitates und zugleich bemerken wir, wie du in deiner Ahnung, unsere Angst und Anhaftung an die Welt und unser Menschsein in ihr, die uns noch hindern, der Wahrheit der Kursstelle ganz zu folgen.
      Da der Kurs uns wichtig ist, werden wir ihm dennoch weiter folgen. Und so werden wir unsere Angst und alle Anhaftungen, die uns immer begrenzen und Leid bringen, ablegen und darüber hinausgehen können.
      Und je mehr wir dabei verinnerlichen, dass der Kurs, Jesus und alles in der Welt von und in uns selbst ist, weil wir es als der Träumer-Geist träumen, umso mehr begreifen wir, dass es nichts zu verlieren, nichts mehr zu tun und nichts mehr zu lernen gibt, weil somit auch die Wahrheit Gottes bereits in uns da und wir selbst ist.

      Ich danke dir sehr, denn beim Formulieren für dich habe ich nun auch mich weiter geklärt.
      Sei ganz herzlich umarmt in der Paradoxie von einem Wir, das nur EINS ist.

  3. Liebe Katja,

    herzlichen Dank für die so schön formulierte Einfachheit des Kurses. 2021 fing bei mir das Loslassen so richtig an. Als ich mal wieder im Jammertal war und Jesus fragte, warum ich so radikal alles aufgeben müsse, wobei andere doch noch alles “dürfen”, sagte er mir kurz und knapp: “Eine Versuchung ist alle Versuchungen”…
    Jetzt, 2023 sind wir immer noch im “Abnabelprozess” von der Welt, aber das meiste habe ich bereits losgelassen. Manchmal kommt es nochmal hoch, aber nur um nochmal als wertlos oder bedeutungslos erkannt zu werden und dann darf es wieder vergeben werden.

    Herzliche Grüße, Tanja

    1. Liebe Tanja, vielen Dank für dein Mitteilen. Ich kann es gut nachvollziehen, dass du im tiefsten Jammertal die Umkehr gewählt hast. So erlebe ich es auch immer wieder, dass ich das Wesentliche und mir so Bedeutsame erst aufgeben kann, wenn ich zu spüren bekomme, wie sehr es schmerzt, daran noch festzuhalten. Die Kurspraxis lässt nach und nach wirklich keinen Stein mehr auf dem anderen, alles wird komplett umgedreht. Das ist nicht immer leicht und doch merken wir, wenn wir durch sind, wie es uns erleichtert. Ja, es ist tatsächlich so: eine Versuchung ist alle Versuchungen. Wir müssen nicht wirklich eines nach dem anderen lösen, sondern wir üben an allem immer die eine gleiche Wahl, bis wir sie wirklich absolut umsetzen: die Welt oder Gott.
      Herzliche Grüße an dich

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